Inhalt / Kritik
Robert McCall (Denzel Washington) ist wieder zurück. In einem Keller voller Weinfässer, in einem Anwesen voller Leichen sitzt er auf einem Stuhl. Zwei Handlanger eines Drogenschmugglers richten Waffen auf ihn. Flüsternd gibt er seinem Gegenüber zu verstehen, dass er neun Sekunden hat, in denen er über sein Schicksal entscheiden kann. Kurz darauf fließen Blut und Wein. Als McCall den Ort verlassen will, löst sich ein Schuss, der ihn in den Rücken trifft. Noch ahnt er wohl nicht, dass er bald in einer Küstenstadt ein neues zu Hause finden und die sizilianische Mafia seinem Frieden im Weg stehen wird.
Denzel McCall und die Brutalität
Was soll man sagen? Denzel Washington spielt einfach gut. Erneut verschmilzt er mit der Rolle des ehemaligen DIA-Agenten Robert McCall, der seit dem Beginn mit The Equalizer sein altes Leben hinter sich lassen will und seinen Weg dabei mit Leichen pflastert. Dabei sorgt die Wucht seiner Ausstrahlung immer wieder für Momente, bei denen einem unvermittelt der Puls hochschießen kann. Zum Beispiel in einer Restaurantszene mit Mark Quaranta (Andrea Dodero) und Gio Bonucci (Eugenio Mastrandrea). Es wird selbst dann spannend, wenn Denzel Washington nichts anderes macht, als Blickkontakt mit seinen Gegnern herzustellen.
Wer die Vorgänger mochte, den wird der dritte Teil höchstwahrscheinlich nicht enttäuschen. Regisseur Antoine Fuqua entwickelt den Abschluss der Trilogie mit handwerklicher Sicherheit und hält bei den brutalen Szenen gnadenlos drauf. An einer Stelle könnte man sich sogar an Horrorfilm-Ikone Michael Meyers erinnert fühlen, als McCall einem Sterbenden dicht aufs Gesicht blickt; Einblicke in die Persönlichkeit der Figur. Diese heftigen Actionmomente bilden gleichzeitig einen Kontrast zu dem malerischen, friedlichen Leben in der Hafenstadt.
Eine Stadt als Charakter
In einem Interview (auf dem YouTube-Kanal TheMovieReporter.com) erzählt Denzel Washington, dass Italien in The Equalizer 3 ein eigener Charakter ist: die Sprache, das Essen, die Liebe der Menschen. Überträgt man das auf die Hauptlocation, kann man etwas leichter über die Blässe mancher Figurenzeichnung hinwegsehen. Zwischen Enzo (Remo Girone) und McCall gibt es zum Beispiel wenige, aber gute persönliche Gespräche oder auch zwischen Aminah (Gaia Scodellaro) und McCall. Trotzdem bleiben die meisten Figuren für sich einzeln eher im Hintergrund. Alle Figuren zusammen machen den Ort jedoch lebendig und man hat das Gefühl, dass man ein Stückweit miterleben kann, wie es ist, dort zu wohnen. Hier findet der Film auch lustige Momente – Stichwort: Hut.
Die Küstenstadt mit ihren weißen Häusern im Grün, der schwer erreichbaren Bergkapelle, den labyrinthischen, treppenreichen Gassen, die alle auf einen belebten Platz mit einem Café zu führen scheinen: Fuqua findet einen Weg, die Ortschaft so darzustellen, dass man gleichzeitig ein Gefühl für die Menschen und ihre Lebenswirklichkeiten erhält, ohne, dass dadurch die Ausstrahlung der Ruhe oder das Geheimnisvolle verloren gingen. Die Kamera findet viele atmosphärisch dichte Bilder mit Schauwert.
Drogengeschichte, Darsteller und Referenzen
Etwas weniger gut funktioniert die Drogengeschichte. Die Pläne der Gangster zu entwirren, wirkte im Vergleich zum Rest der Geschichte nebensächlich und genretechnisch etwas abgegriffen. Auch sonst gab es hier und da ein paar Momente, die erzählerisch etwas schwammig wirkten. Wobei das dank der starken Schauspielleistungen nie arg ins Gewicht fällt.
Andrea Scarduzio spielt mit Vincent Quaranta einen überzeugenden Bösewicht. Dakota Fanning und Denzel Washington harmonieren gut miteinander. An einer Stelle, wo ein Bogen zu den Vorgängerfilmen geschlagen werden soll, funktioniert das aber nur halb und wirkt etwas zu konstruiert.
Marcelo Zarvos
Lobend erwähnen kann man die musikalische Untermalung. Während in den beiden Vorgängern Harry Gregson-Williams für die Musik verantwortlich war, war nun Marcelo Zarvos am Werk. Die Klanglandschaft hebt besonders die Actionszenen hervor, verleiht ihnen eine unheimliche Intensität und bietet einen spannenden Kontrast zu dem Ort, der etwas Stilles und Geheimnisvolles ausstrahlt.
Leitmotiv
Ein Hauptthema von The Equalizer 3 ist das „Timing“. Der Film dauert ca. 1 Stunde und 49 Minuten und fühlt sich weder zu kurz noch zu lang an – wie allmählich diese Rezension. In dieser Zeit gibt es immer wieder Momente, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. McCalls Stoppuhr spielt beispielsweise eine Rolle. Dann gibt es eine Szene, in denen das richtige Timing nicht durch ausschweifende Dialoge besprochen werden muss – Stichwort: Anruf bei Emma Collins –, aber trotzdem eine Rolle für die Entwicklung der Geschichte spielt. Ironisch, dass ein Film mit Fokus auf ein gutes Timing, mit so viel Rohheit serviert wird.
Credits
OT: „The Equalizer 3“
Jahr: 2023
Land: USA
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Richard Wenk, Michael Sloan, Richard Lindheim
Musik: Marcelo Zarvos
Kamera: Robert Richardson
Besetzung: Denzel Washington, Dakota Fanning, Eugenio Mastrandrea, David Denman, Gaia Scodellaro, Remo Girone, Andrea Scarduzio, Andrea Dodero
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